Die Alte Schule mit Adolf Prommesberger, ehemaliger CEO BMW M GmbH (#277, 278)
- Karsten Arndt
- 13. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Apr.
Die goldene Ära des Automobils: Ein Blick auf die Karriere von Adolf Prommesberger

Die Geschichte von BMW M ist reich an faszinierenden Momenten, revolutionären Entwicklungen und charismatischen Persönlichkeiten. Eine dieser prägenden Figuren ist Adolf Prommesberger, der als Leiter der BMW M GmbH maßgeblich an der Entstehung und Entwicklung einiger der ikonischsten M - Modelle beteiligt war. In einem ausführlichen Gespräch gibt er in Alte Schule spannende Einblicke in seine Karriere, die Entwicklung von Hochleistungsfahrzeugen und die Herausforderungen, denen sich BMW in den letzten Jahrzehnten stellen musste.
Ein Leben für die Performance
Prommesberger begann seine Laufbahn in verschiedenen Bereichen von BMW, darunter die weltweite Distribution, Motorsport und Teile- sowie Zubehörvertrieb. Doch sein Herz schlug immer für die Performance-Fahrzeuge. Besonders der BMW M1, das erste eigenständige M-Modell, markierte für ihn den Beginn einer aufregenden Ära. Der M1, entwickelt für die Straße, aber mit einem klaren Motorsport-DNA, legte den Grundstein für die Philosophie der M GmbH.

„Ein Hypercar zu bauen, war immer unser Traum,“ erinnert sich Prommesberger. Doch durch Unternehmensentscheidungen und externe Umstände, wie die Schwierigkeiten nach der Rover-Übernahme, wurde die Weiterentwicklung eines potenziellen M1-Nachfolgers gestoppt. Stattdessen konzentrierte sich BMW auf die Perfektionierung von Serienmodellen mit Hochleistungscharakter – eine Strategie, die sich als erfolgreich erwies.
Die Geburt legendärer Modelle

Eines von Prommesbergers Lieblingsprojekten war der E39 M5, der als erste M-Limousine mit einem V8-Motor ausgestattet wurde. Die Entscheidung, einen neuen Motor speziell für dieses Modell zu entwickeln, war umstritten, zahlte sich aber in Form eines der besten sportlichen Limousinen aller Zeiten aus. Besonders interessant war der Zusammenhang mit dem BMW Z8. Prommesberger erinnert sich an eine Warnung seines damaligen Chefs, dem Entwicklungsvorstand Dr. Wolfgang Reitzle: „Wenn Sie das Auto in die Vorstandsfahrt geben, dann kommt der Motor in den Z8.“ Genau so geschah es – und der 4,9-Liter-V8 fand auf Bernd Pischetsrieders Wunsch seinen Platz auch im ikonischen Roadster.

Auch der E46 M3 CSL war ein Meilenstein in der M-Geschichte. Das Carbondach, das erstmals in der Serie verbaut wurde, war eine technologische Meisterleistung und ein Statement für Leichtbau. Die enge Verbindung zwischen Motorsport und Serienfahrzeugen war hier besonders spürbar.
Ein weiteres Highlight war die Kooperation mit McLaren für den legendären McLaren F1. BMW lieferte den hochdrehenden V12-Motor, der das Auto zu einer Ikone machte. Trotz finanzieller und vertraglicher Herausforderungen war dies eines der prestigeträchtigsten Projekte, an denen Prommesberger beteiligt war.

Motorsport als DNA
BMW M war immer stark im Motorsport verankert. Doch die Balance zwischen Rennsport und Serienproduktion war nicht immer einfach. Die Trennung der Motorsportabteilung von der M GmbH wurde von vielen kritisiert, doch Prommesberger verteidigt diese Entscheidung: „Wären wir damals nicht Weltmeister geworden, hätte es M sehr geschadet. So waren sie selbst dafür verantwortlich.“
Der Erfolg im Motorsport strahlte immer auf die M-Modelle ab. Der M3 war nicht nur eine hochgepriesene Straßenmaschine, sondern dominierte auch im Tourenwagensport. „Tourenwagenrennen hatten eine besondere Faszination, weil dort Enthusiasten, Profis und Privatfahrer gemeinsam antreten konnten,“ so Prommesberger.
BMW Individual: Exklusivität auf höchstem Niveau
Neben der Weiterentwicklung der M-Modelle spielte auch die Individualisierung eine immer größere Rolle. Prommesberger war maßgeblich daran beteiligt, BMW Individual als eigenständige Sparte innerhalb der Marke zu etablieren. „Wir haben festgestellt, dass 90 Prozent der Kunden mit den Serienausstattungen völlig zufrieden sind – aber 10 Prozent wollten mehr.“
BMW Individual bot diesen Kunden maßgeschneiderte Lösungen – von speziellen Lackierungen über exklusive Lederausstattungen bis hin zu individuell gestalteten Interieurs. Ein prominentes Beispiel war die Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld, der mehrere maßgeschneiderte 7er-Modelle gestaltete. „Die Zusammenarbeit mit Lagerfeld war einzigartig. Seine Designideen flossen direkt in unsere Individual-Fahrzeuge ein und hoben die Marke auf ein neues Niveau.“
Die Individual-Sparte entwickelte sich schnell zu einem Erfolgsmodell und ermöglichte es BMW, sich noch stärker im Premiumsegment zu positionieren. „Individualisierung ist heute ein Schlüsselfaktor in der Automobilbranche. Kunden wollen keine Autos von der Stange, sondern Fahrzeuge, die ihre Persönlichkeit widerspiegeln.“
Die Zukunft von M: Elektro und Emotionen?
Mit der wachsenden Bedeutung der Elektromobilität steht BMW M vor neuen Herausforderungen. Kann ein Elektro-M die gleiche Faszination auslösen wie ein hochdrehender Reihensechszylinder oder ein brüllender V8?
Prommesberger sieht die Zukunft differenziert: „Elektrifizierung ist keine Gefahr, sondern eine neue Herausforderung. Leistung kann man elektrisch generieren, aber die Emotion und das Fahrgefühl müssen erhalten bleiben.“
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Ein Vermächtnis für die Zukunft
Die Leidenschaft, mit der Prommesberger über die Vergangenheit und Zukunft von BMW M spricht, zeigt, wie sehr er mit der Marke verbunden ist. Seine Vision, technische Innovation mit Fahrspaß zu vereinen, ist heute noch genauso relevant wie zu seiner aktiven Zeit.

Sein Wunsch für die letzten Tropfen Benzin? Kein Rennen auf der Nordschleife, sondern eine Fahrt durch die bayerischen Berge am frühen Morgen mit einem V10-Motor unter der Haube – ein passender Abschluss für eine beeindruckende Karriere.
BMW M bleibt eine Marke, die Emotionen weckt, sei es durch Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Mit Innovation, Motorsport-DNA und der richtigen Strategie bleibt M auch weiterhin das, was es immer war: Die ultimative Fahrmaschine.
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