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Hans-Wilhelm Gäb – Das Gewissen des Sports und ein Mann von echtem Format

Ein persönlicher Nachruf von Rainer Braun

Hans Wilhelm Gäb
Hans Wilhelm Gäb

Es gibt Menschen, die hinterlassen Spuren – nicht nur in ihrer Branche, sondern in Herzen. Hans-Wilhelm Gäb war so ein Mensch. Sein Leben war geprägt von Fairness, Haltung und einem außergewöhnlichen Gespür für Verantwortung – im Sport, im Journalismus, in der Industrie. Rainer Braun und ich haben in einem sehr emotionalen Video an diesen beeindruckenden Mann erinnert. Und doch bleibt das Gefühl: Worte reichen kaum aus.


Vom Tischtennistisch in die Vorstandsetagen

Seine Karriere begann am Tischtennistisch. Gäb war Spieler beim PSV Borussia Düsseldorf, mit dem er zahlreiche Meistertitel gewann. Parallel dazu baute er seine journalistische Laufbahn auf – als Gründungschefredakteur der Auto Zeitung, die er maßgeblich prägte.


Wer damals als Jungjournalist zu ihm kam, lernte nicht nur zu schreiben – er lernte Haltung. Auch Rainer Braun erzählt, wie Gäb ihm das journalistische Handwerk einimpfte – im besten Sinne.

Doch es blieb nicht beim Journalismus. Gäb wechselte zur Industrie, zunächst zu Ford, dann zu Opel und schließlich zum Konzernmutterhaus General Motors Europe, wo er als Vizepräsident agierte. Was ihn auszeichnete: Er vergaß nie, woher er kam. Und: Er war nie nur Manager, er war immer auch Mensch.


Fairness statt Eitelkeit – auch im Spitzensport

Gäb wurde zu einer Integrationsfigur im deutschen Sport. Er saß im Nationalen Olympischen Komitee, war Berater großer Athleten wie Timo Boll, Steffi Graf oder Franziska van Almsick, initiierte Preisverleihungen und engagierte sich unermüdlich für Anstand im Sport. Sein Spitzname: „Das Gewissen des deutschen Sports“. Ein Ehrentitel, der selten so treffend vergeben wurde.

Legendär auch: Sein Rücktritt vom Olympischen Orden, den er aus Protest gegen die Duldung systematischen Dopings durch das IOC demonstrativ zurückgab. Gäb war nicht der Typ für Kompromisse auf Kosten der Moral. Wenn etwas falsch lief, sagte er es. Punkt.


Ein Mann, der andere groß machte

Vielleicht ist das die größte Qualität von Hans-Wilhelm Gäb: Er hat Menschen gefördert – und gefordert. Und zwar nicht, um selbst zu glänzen, sondern damit sie es tun. Seine Förderungen reichten von jungen Sportlern über Journalisten bis hin zu ganzen Redaktionen. Als die Auto Zeitung in ihrer Anfangszeit kurz vor dem Aus stand, verkaufte er kurzerhand sein Privatfahrzeug – einen BMW 3.0 SI – um die Gehälter der Redaktion zahlen zu können. Wer macht so etwas?


Abschied mit Stil

Bis zuletzt blieb Gäb mit seinen Weggefährten verbunden – etwa bei den legendären Autozeitungs-Stammtischen, bei denen er bis ins hohe Alter auftauchte. Noch ein Jahr vor seinem Tod, beim 55-Jahre-Jubiläumstreffen, saß er mit seinen einstigen Kollegen und Freunden zusammen. Es sollte das letzte Mal sein.


Am 13. April 2025 ist Hans-Wilhelm Gäb gestorben – 14 Tage nach seinem 89. Geburtstag. Seine letzte E-Mail an Rainer Braun schloss er mit den Worten: „Unser lustiges Leben befindet sich im finalen Stadium – aber ich versuche noch ein bisschen durchzuhalten.“ Wenige Tage später war er tot.


Ein Vermächtnis, das bleibt

Hans-Wilhelm Gäb hat Spuren hinterlassen – in der deutschen Sportgeschichte, in der Automobilwelt, im Journalismus. Aber vor allem: in den Menschen, mit denen er zu tun hatte.

Sein Leitsatz war einfach – und doch so schwer umzusetzen:


 

„Lerne in Bescheidenheit zu gewinnen und mit Anstand zu verlieren.“

 

Hans-Wilhelm Gäb hat es vorgelebt. Mögen wir alle versuchen, es ihm gleichzutun.



Rainer Brauns Nachruf auf seinen einstigen Förderer und Freund kannst Du hier anschauen:


Stationen Hans Wilhelm Gäb

1936-2025

 

Beruf

# Sport-Journalist

# 1. Chefredakteur und Gründungsmitglied „Auto Zeitung“, Köln

# Presse- und PR-Chef Ford Deutschland, Köln 1973-1981

# Vorstands-Mitglied Opel, Rüsselsheim 1982-1986

# Vize-Präsident General Motors Europe, Zürich, 1986-1998

 

Sport

# Tischtennis-Bundesliga-Spieler beim PSV Borussia Düsseldorf

# 13 Länderspiele, WM-Teilnahme 1959, EM 1960-62

# Mehrfacher Deutscher Meister im Herren-Doppel

# Mannschafts-Meister und Pokalsieger 1959 und 1961

 

Sportpolitische Stationen

# NOK-Präsidium 1981-1994

# Chef de Misson deutsche Olympia-Mannschaft

# Präsident DTTB 81-94, zuvor Vize 79-81

# Ehrenpräsident DTTB seit 1994

# Vorstand Stiftung Deutsche Sporthilfe

# Gründer des Vereins „Sportler für Organspende und Organ-Trnasplantation

# Mitglied Verwaltungsrat Fußballverein Bayern München

 

Wichtige Auszeichnungen

# Sportfunktionär des Jahres 1990

# Sport-Marketing des Jahres 1996

# Bundesverdienstkreuz Erster Klasse 1996

# Laureus-Medien-Preis „Medienperson des Jahres im Sport“ 2005

# Großer Verdienstorden der Bundesrepublik 2006

# Aufnahme in die „Hall of Fame“ des Sport-Sponsorings 2006

# Olympischer Orden des IOC 2006

# PR-Kopf des Jahres 2008

# Player des Jahres für „Lebenswerk Sport“ 2009

# Goldene Sport-Pyramide der Stiftung Deutsche Sporthilfe 2020

 

Fotos © Rudoph, Müller, AZ, Drehsen, Bister, PSV, Messe Essen, Sporthilfe, Seufert, Privatarchive

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